Die Stammzone eines Laubwaldes als Lebensraum

 

Die Stammzone der Bäume zwischen dem beblätterten Kronendach und dem Boden umfasst den eigentlichen Baumstamm, nach oben den sich anschließenden Bereich der starken Äste und nach unten den Stammfuß mit den oberflächlichen starken Wurzeln. Die Stammfußzone wird wegen ihrer direkten Verbindung zum Boden als Lebensraum gesondert betrachtet (siehe Baumstamm-Fuß als Lebensraum).

Charakteristisch für einen Baumstamm ist sein konzentrischer Strukturaufbau von innen nach außen: ein dicker verholzter und harter Innenbereich mit Kern- und Splintholz für die Standfestigkeit und mit den Wasser- und Mineralienleitungen von unten nach oben, darauf aufliegend eine relativ weicher Rindenteil, der Bast mit den Nährstoffleitungen von oben nach unten, und daran nach außen anschließend ein harter Rindenteil, die Borke als Schutz vor äußeren Einflüssen wie Hitze und Kälte, Schadstoffen in der Luft und vor Angriffen von Feinden wie Insekten und Pilzen. Über die Borke wird auch Regenwasser aus der Krone abgeleitet. Je nach Baumart ist die Struktur der Borke unterschiedlich z.B. glatt, rau, rissig oder schuppig.

Holz, Bast und Borke der Baumstämme lebender Bäume im Wald werden von Mitbewohnern in unterschiedlicher Weise genutzt:

  • Spechte hacken aktiv Höhlen als Wohn- und Fortpflanzungsraum in größerer Höhe über dem Waldboden. Verlassene Spechthöhlen werden als Schlaf- und Fortpflanzungsraum von anderen Höhlenbrütern als Nachbewohnern bezogen. Aus Astabbrüchen entstandene, ausgefaulte Löcher und Risse werden ebenfalls als Wohnraum von Vögeln oder Insekten genutzt. Auch Fledermäuse nutzen Spechthöhlen und Astlöcher als Wochenstuben- und Winter-Quartier.
  • Die Larven von verschiedenen Bockkäfern, Prachtkäfern und Borkenkäfern sowie von Holzschlupfwespen entwickeln sich in der Rinde und im Splintholz des Stammes lebender Bäume, die Mehrzahl allerdings im Stamm kranker oder abgestorbener Bäume (siehe stehendes Totholz als Lebensraum).
  • Viele Baumstämme und dicke Äste sind auf der Borke von Flechten bewachsen. Für die jeweilige Flechtenart spielen die Struktur, die Feuchtigkeit und der Säuregehalt der Borke der jeweiligen Baumart sowie die Lichtintensität und die Luftfeuchte am Wuchs-Standort eine entscheidende Rolle.
  • Die grobrissige Borke, besonders von Eichen, wird von Insekten zur Eiablage und Larvenentwicklung, z.B. von der Eichenschrecke, genutzt. Daneben stellt der Baumstamm für flugunfähige Insekten wie Ameisen einen Weg zu Nahrungsquellen in der Baumkrone dar wie z.B. Raupen und Käferlarven sowie Honigtautöpfchen von Blatt- und Rindenläusen.
  • Stammkletterer unter den Vögeln wie Waldbaumläufer, Gartenbaumläufer, Kleiber und Buntspecht suchen die Baumstämme nach kleinen Insekten, deren Eier und Larven ab.
  • Der Austritt von Zucker und Aminosäuren haltigem Phloem-Saft an Rinden-Verletzungen des Baumstammes zieht Wespen und Hornissen an, die diesen auslaufenden Saft auflecken.
  • Borkenverletzungen bieten auch Eintrittsmöglichkeiten für Pilze, besonders für Baumporlinge wie Schwefelporling, Zunderschwamm, Birkenporling oder Erlenschillerporling. Sie ernähren sich vom Holz, erzeugen dadurch eine Stammfäule und lassen letztlich den Baum absterben (siehe stehendes  Totholz).

Die folgenden Links führen zu Bildergalerien von Bewohnern der Baumstämme:

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