Vergleich der Untersuchungsergebnisse des Projekts mit Angaben in der Fachliteratur

In der Fachliteratur mit Angaben zur Verbreitung und zur Ökologie der Flechten Mitteleuropas (WIRTH 1995, WIRTH &  DÜLL 2000, WIRTH & KIRSCHBAUM 2014) sind das Vorkommen und die Standortbedingungen für die Schriftflechte wie folgt zu entnehmen:

Verbreitung der Schriftflechte in Mitteleuropa

  • Im südlichen Mitteleuropa häufig, im nördlichen deutlich seltener.

Lebensraum und Standortfaktoren der Schriftflechte im Mitteleuropa

  • Auf glatter Rinde von Laubbäumen, vor allem Hainbuche, Rotbuche, Esche, Hasel mit Präferenz für Hainbuche, seltener an Tanne.
  • meist im Waldesinneren, selten an freistehenden Bäumen.
  • Auf mäßig sauren, nicht eutrophierten Rindensubstraten
  • An ziemlich schattigen bis schattigen Standorten.
  • An ziemlich bis sehr luftfeuchten Standorten.
  • An  beregneten oder durch Stammablaufwasser befeuchteten Stammstellen.

Die Untersuchungen während des Unterrichtsprojekts ergaben Folgendes:

Verbreitung der Schriftflechte im Raum Arnsberg

  • Auf den beiden Untersuchungsflächen ist die Schriftflechte verbreitet und häufig.

Lebensraum und Standortfaktoren der Schriftflechte im Raum Arnsberg

  • Verbreitet auf glatter Rinde von Hainbuchen und Rotbuchen mit Präferenz für Hainbuchen, jeweils 1 Lagerfund an 2 Fichten am Bachrand. Weitere Substratbaumarten wurden nicht gefunden.
  • Nur im Waldesinneren verbreitet, Randbereiche wurden kaum besiedelt.
  • An Standorten mit ziemlich hoher bis sehr hoher Luftfeuchte, mit Präferenz für sehr luftfeuchte Standorte und deutlicher Standortbegrenzung in der Verbreitungsfläche und der besiedelten Stammhöhe durch zu geringe Luftfeuchte.

Säuregrad des Rindensubstrats, genaue Feuchtebedingungen im Bereich der Flechtenlager und Lichtbedingungen der Standorte wurden nicht ermittelt.

Bei einem Vergleich der Untersuchungsergebnisse des Projekts mit den Literaturangaben für Mitteleuropa zeigt sich:

  • Die Schriftflechte scheint im Raum Arnsberg und damit im nördlichen Sauerland ähnlich häufig zu sein wie im südlichen Mitteleuropa. Genauere Aussagen können erst nach zusätzlichen Verbreitungsfunden in Nordrhein-Westfalen und damit auch nach einer weiter fortgeschrittener Datenbank-Erstellung zur Flechtenkartierung in NRW gemacht werden ( siehe Flechtenkartierung NRW).
  • Bei beiden Angaben werden Hainbuche und Rotbuche als Substratbäume genannt, mit deutlicher Präferenz für Hainbuche. Ein Vorkommen der Schriftflechte auf der in der Literatur genannten Baum- bzw. Strauchart Esche und Hasel wurde im Rumbecker Holz nicht gefunden, obwohl diese Arten dort vorkommen.
  • Das fast ausschließliche Vorkommen der Schriftflechte im Waldesinneren und damit an schattigen Standorten wird gleichermaßen angesprochen.
  • Die besondere Bedeutung  einer hohen Luftfeuchte an Schriftflechten-Standorten wird in der Literatur angegeben, bei den Untersuchungen während des Projekts ebenso nachgewiesen, aber zusätzlich weiter differenziert.

Es wird deutlich, dass im Laufe des Unterrichtsprojekts mit der Schülergruppe wichtige Aspekte zur Verbreitung und zu Standortfaktoren der Schriftflechte durch praktische Untersuchungen im Schulumfeld ermittelt werden konnten.

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