Zusammenfassung

  • Inhaltliches Ziel des mehrmonatigen Unterrichtsprojekts "Schriftflechte" war es, die Verbreitung und mögliche Standortfaktoren für das Vorkommen der Schriftflechte Graphis scripta auf der Untersuchungsfläche Rumbecker Holz zu erfassen und aus den Untersuchungsdaten ökologische Beziehungen zwischen der Schriftflechte und ihrem Lebensraum abzuleiten.
  • Es wurden unterschiedliche Untersuchungsmethoden praktisch eingeübt wie kartenbasierende Geländekartierungen, Höhen- und Himmelsrichtungsmessungen sowie Verdunstungsmessungen zur relativen Luftfeuchtebestimmung.
  • Anhand des praktischen Untersuchungsbeispiels Schriftflechte wurden methodische Schritte zur naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung wie Zielsetzung, zielorientierte Fragestellung, Planung von Untersuchungsschritten, adäquate Untersuchungsmethoden, Datendokumentation, Datenauswertung und Dateninterpretation geschult.
  • Die Kartierung der Schriftflechten-Verbreitung ließ für den Laubholzbestand Rumbecker Holz ein differenziertes Bild mit Teilflächen unterschiedlicher Flechtendichte sowie mit flechtenlosen Bereichen erkennen.
  • Es zeigte sich, dass die Schriftflechte als baumbesiedende Krustenflechte nur auf dem Stamm der glattrindiger Baumarten Hainbuche und Rotbuche vorkam, mit erheblicher Präferenz für die Hainbuche. Andere im Rumbecker Holz verbreitete Baumarten wurden nicht besiedelt. Auch wurde deutlich, dass die Schriftflechte nur im Inneren des Waldes zu finden war.
  • Eine Vergleichs-Untersuchung auf einer ca. 10 Kilometer entfernten Laubholzfläche im gleichen Landschaftsraum zeigte ein ähnliches Verbreitungsbild der Schriftflechte.
  • Beim Vergleich des Verbreitungsbilds der Schriftflechte mit dem der Hainbuche sowie dem der Rotbuche zeigte sich, dass die Flechte im Rumbecker Holz nur dort vorkam, wo auch die beiden Baumarten wuchsen, aber in großen Teilbereichen Hainbuche und Rotbuche ohne Schriftflechte zu finden waren. Es wurde daraus geschlossen, dass die Existenz von Hainbuchen und Rotbuchen als Substratbäume nicht der alleinige Grund für das Vorkommen der Schriftflechte sein kann. 
  • Es wurde festgestellt, das sich Schriftflechten-Bewuchs auf den Substratbäumen ausschließlich auf den unteren Stammbereich konzentrierte. Bei genauerer Untersuchung wurde deutlich, dass die maximale Höhe, bis zu der die Flechtlager zu finden waren, in verschiedenen Verbreitungsbereichen erheblich unterschiedlich waren.
  • Es wurden auf mehreren Gelände-Transekts im Rumbecker Holz bodennahe Verdunstungsmessungen zur Erfassung der relativen Luftfeuchte durchgeführt. Die Untersuchungsdaten zeigten deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen der Verbreitung der Schriftflechte und der bodennahen Luftfeuchte besteht. Schriftflechtenlager kamen nur bei hoher bis mäßigig hoher Luftfeuchte vor. Durch Verdunstungsmessungen in verschiedenen Stammhöhen an Hainbuchen in einem kleinen Talbereich wurde diese Abhängigkeit gestützt. Schriftflechten wachsen am Baumstamm nur bis zu einer Höhe mit einer bestimmten Mindestluftfeuchte.
  • Es wurden die Projektergebnisse zur Verbreitung und zu Standortfaktroen der Schriftflechte mit entsprechenden Aussagen in der Fachliteratur verglichen. Dabei zeigte sich, dass durch die praktischen Untersuchungen im Laufe des Projekts wichtige Aspekte zur Biologie der Schriftflechte bestätigt werden konnten. 
  • Zusätzliche vertiefende Untersuchungen zur Standortanalyse wie zur Helligkeit, zu Substratfaktoren wie Säuregehalt und Feuchtigkeit der Rinde oder zur Vergesellschaftung der Schriftflechte mit anderen Flechten sowie mit Moosen an ihren Substratbäumen werden angeregt.

 

 

 

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