Bodenprofil einer Pseudogley-Braunerde im Rumbecker Holz

Es handelt sich um eine Peudogley-Braunerde aus lössreicher Fließerde (Solifluktion) der Weichsel-Kaltzeit über der Terrassen-Ablagerung der Ruhr aus der Saale-Kaltzeit (s. Geologie).

Abb. 42: Schürfgrube mit Pseudogley-Braunerde
Geländemerkmale
  • Höhe über NN: 163 m
  • Reliefposition: Oberhang
  • Neigung der Fläche: stark geneigt (10 - 15 Grad)
  • Exposition: Südost
  • Aufschlussart: Schürfgrube
  • Vernässungsgrad: schwache Hangstaunässe
  • Humusform: feinhumusreicher Moder

Erklärung der Symbole für die Horizonte

In den Abbildungen 43 und 44 sind die Eigenschaften der Profilhorizonte der Pseudogley-Braunerde im Rumbecker Holz zusammengestellt:

Abb. 43: Horizonte der Pseudogley-Braunerde 1
Abb. 44: Horizonte der Pseudogley-Braunerde 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Braunerden sind im Sauerland weit verbreitet (BODENKARTE von NRW, Blatt Unna, 1984) und können aus unterschiedlichen Ausgangsmaterialien entstehen. Mineralisches Ausgangssubstrat für die Bodenentwicklung im Rumbecker Holz ist im Wesentlichen Löss aus der Wechsel-Kaltzeit, der die Basis für die Fließerden über dem örtlichen Grundgestein bildet. Das hat zur Folge, dass durch die Geschiebe der Vergletschungen auch Verwitterungsreste von nichtheimischen Gesteinen, z.B. von magmatischen Gesteinen wie Granit und dessen Verwitterungsprodukte aus Nordeuropa als Bestandteil des Löss ins Sauerland eingetragen wurden. Deshalb enthält der Mineralbestand des Löss in Mitteleuropa auch einen gewissen Anteil von Feldspat und Glimmer, Verwitterungsprodukte u.a. von Granit (s. „Verwitterung“). Durch den Hangfluss wurde der Löss verdichtet (s. "Fließerde").

Die namensgebende Verbraunung des Bodens geht auf die oxidative Verwitterung eisenhaltiger Minerale wie Fe2+ -haltige Schicht-Silicate, z. B. der verbreitete Magnesium-Eisen-Glimmer Biotit zurück. Bei dessen Verwitterung durch Wasser- und Säureangriffe im Kontakt mit Sauerstoff der Atmosphäre wird zweiwertiges Eisen freigesetzt und zu dreiwertigen Eisenoxiden und -hydroxiden umgesetzt. Vielfach entsteht Goetit alpha-Fe3+O(OH), ein ockerfarbenes bis dunkelbraunes Eisenmineral, welches für die Verbraunung des Mineralbodens verantwortlich ist (nach SCHEFFER/SCHACHTSCHNABEL 1998). Dieser Prozess läuft in gemäßigtem feuchten (humiden) Klima wie im Sauerland im größerem Maße ab, da es hier zur Entkalkung und zum Absinken des Boden-pH-Werte in den sauren Bereich kommt.

Neben der Verbraunung ist die Verlehmung für Braunerden in relativ niederschlagsreichen Gebieten typisch. Besonders bei der Verwitterung von Glimmern, aber auch bei der Verwitterung von Feldspäten entstehen sehr kleine Tonminerale als Neubildungen oder Umbildungen (s. „Tonminerale“). Sie bilden den Haupt-Korngehalt der Tonfraktion bei der Bodenkörnung. Durch Mischung der Tonminerale mit Schuff- und Sandkörnern entsteht die Bodenart Lehm (s. „Bodenart“), im Rumbecker Holz aufgrund der Herkunft der Verwitterungsminerale Löss-Lehm.

Abb. 45: Bleichflecken und Marmorierung im Sd-Horizont
Abb. 46: Kieselsteine von 5 bis 15 cm Größe aus der Braunerde

 

 

 

 

 

 

 

Die in der Schürfgrube im Rumbecker Holz aufgeschlossene Braunerde zeigt im Unterboden deutlich eine Pseudovergleyung. Abbildung 42 lässt erkennen, dass Stauwasser-Horizonte (Sw/Sd) abgrenzbar sind. Die Wellenform der Abgrenzung deutet auf vertikale Wasserbewegung durch Wechselfeuchte hin. In Abbildung 45 sind die typischen Merkmale einer teilweisen Pseudovergleyung - helle Bleichflecken, rostfarbene Marmorierung und insgesamt eine Vergrauung im Vergleich zum Bv-Horizont - gut sichtbar. Genauere Erklärungen zur Pseudovergleyung sind unter "Bodenprofil Pseudsogley" zu finden.

Das Braunerde-Bodenprofil im Rumbecker Holz weist eine Besonderheit auf: Beim Ausheben der Schürfgrube wurden im Boden verschieden große Kieselsteine aufgesammelt (s. Abb. 46). Diese stammen von der Mittelterrassse der Ruhr aus der Saale-Eiszeit. Vor ca. 150 000 Jahren lag das Ruhrbett etwa 40 m über dem heutigen Flussbett (s. "Ruhr-Terrassen"). Durch die Bildung von Fließerde gelangten die Flusskiesel in den Lösslehm (s. "Fließerde").

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